Jugendliche, die nicht das Abitur anstreben, sind von internationalen Begegnungsmaßnahmen tendenziell ausgeschlossen – und dies hat strukturelle Ursachen. Die „Zugangsstudie“ plädiert für die Anpassung von internationalen Begegnungsformaten an die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen, eine engere Kooperation von Schule und Jugendhilfe im Bereich des internationalen Jugendaustausches und eine starke, nicht projektgebundene Förderstruktur.
„Auslandserfahrungen sollten selbstverständlicher Bestandteil des Werdegangs eines jeden jungen Menschen werden. Aber viele Gruppen – z.B. Haupt-, Real- und Berufsschülerinnen und -schüler, Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie Jugendliche aus bildungsfernen Familien – sind im internationalen Austausch deutlich unterrepräsentiert.“ (1)
Die Zugangsstudie legt folgende zentrale Erkenntnisse dar:
• Die gewählte Schulform sowie der angestrebte Schulabschluss spielen eine maßgebliche Rolle, ob Jugendliche an einer Austauschmaßnahme teilnehmen.
• Jugendliche, egal welchen soziokulturellen Hintergrund sie haben, haben gleichwohl ein großes Interesse an Formaten des internationalen Jugendaustausches.
• Die befragten Jugendlichen, die üblicherweise an internationalen Begegnungsmaßnhmen teilnehmen, wurden vor allem über Jugendarbeit und non-formale Bildungsträger zu einer internationalen Begegnung eingeladen.
• Jugendliche, die nicht das Abitur anstreben, nachweislich weniger Zugang zu Angeboten der Jugendarbeit und Angeboten non-formaler Bildung. Jene wiederum erwarten vor allem von der Schule, an Informationen über solche Angebote zu kommen.
• Die Vorstellung der Jugendlichen, was internationaler Austausch ist, ist nicht umfassend. Meist haben die Jugendlichen über geförderte, preisgünstige Kurzzeit- und Gruppenformate wie internationale Jugendbegegnungen keine Kenntnis.
Die kommunale Ebene – die lokale Jugendförder- und Jugendhilfeplanung, gemeinnützige Jugendverbände und -initiativen – ist gefragt, diesen Hindernissen entgegenzuwirken:
• Um Jugendliche an unterrepräsentierten Schulen zu erreichen, muss die Kooperation von Schule und Jugendorganisationen/Einrichtungen der non-formalen Bildung vorangebracht werden. Die Möglichkeiten, sich über solche Angebote zu informieren, müssen verbreitert werden.
• Formate des internationalen Jugendaustausches sollten an die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen angepasst werden und nicht – wie bisher der Fall – die Jugendlichen in Formate des Jugendaustausches hineingedrückt werden.
• Dazu müssen nicht nur bürokratische Hürden überwunden, sondern auch eine „starke (nicht projektförmige) Unterstützung durch die regionale und bundesweite Ebene“ (2) aufgebaut werden.
(1) aus: Warum nicht? Studie zum internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren, 2016-2018, http://zugangsstudie.de/wp-content/uploads/2018/07/180702-Zusammenfassung-der-Ergebnisse-der-Zugangsstudie_final2.pdf [Aufruf 14.11.2018]
(2) ebd., S.13